Fraunhofer MEVIS Liver Explorer App auf dem Apple Special Event

Liver Explorer Chirurgie-Applikation im Yokohama City University Hospital
© Junko Kimura/Fraunhofer

Die von Fraunhofer MEVIS entwickelte Liver Explorer App, die in enger Kooperation mit dem Yokohama City University Hospital in Japan vom Team um den Chirurgen Prof. Itaru Endo optimiert und derzeit klinisch evaluiert wird, wurde auf dem Apple Special Event am 22.10.2013 präsentiert.

Mit Hilfe dieser leberchirurgischen App für mobile Geräte werden Mediziner im Operationssaal nicht nur darin unterstützt, die prä-operativ geplante Schnittführung optimal umzusetzen, sondern die Kliniker können diese bei Bedarf auch kurzfristig und flexibel vor Ort anpassen.

Während vorab mit einer separaten Planungssoftware Risiken eines Eingriffes analysiert und verschiedene Schnittvarianten ausprobiert werden können, wird das mobile Gerät genutzt, um die geplante Resektion mit dem chirurgischen Schnitt an der Patientenleber in Einklang zu bringen. Die Planung liegt damit im Operationssaal nicht nur als dreidimensionales Modell vor, sondern virtuelles und echtes Organ können auch überlagert werden: Die Leber wird mit dem Tablet-Computer gefilmt und im Modus "Augmented Reality" können gleichzeitig die virtuellen Planungsdaten in Echtzeit halbtransparent über das Organ geblendet werden. Auf diese Weise kann ein Abgleich der Leberanatomie aus dem Computermodell mit dem echten Organ unmittelbar während eines chirurgischen Eingriffes durchgeführt werden. Mit vergleichsweise geringem technischem Aufwand kann so auch eine schnelle Qualitätskontrolle vorgenommen werden. Weitere Funktionen der Software sind die Längenvermessungen von Gefäßen in der Leber und die interaktive Bestimmung von Teilvolumina des Organs, die beispielsweise aufgrund weiterer, erst intraoperativ gefundener Tumoren entfernt werden müssen. Ein weiteres Werkzeug erlaubt es, nach der Resektion von Gefäßen deren virtuellen Darstellung mit dem Finger auf dem Touchscreen quasi auszuradieren, um so den Blick auf dahinterliegende Strukturen freizugeben. Diese Werkzeuge erleichtern es, den vorher am Computer durchdachten Operationsplan direkt umzusetzen oder während des Eingriffes anzupassen.

Die in Yokohama in einer klinischen Studie evaluierte App wurde im August dieses Jahres erstmalig in einem deutschen Operationssaal in der Asklepios Klinik in Hamburg-Barmbek von Prof. Dr. Oldhafer eingesetzt. Die Ausweitung auf weitere chirurgische Gebiete und andere medizinische Anwendungen ist in Planung.